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ToggleEin Hinweis an Betreiber elektrischer Anlagen und Betriebsmittel: Die regelmäßige Prüfung nach DGUV Vorschrift 3 ist gesetzlich vorgeschrieben. Doch in der Praxis treten häufig Mängel auf – nicht nur an den geprüften Geräten, sondern auch bei der Durchführung und Dokumentation der Prüfungen selbst. Dieser Artikel zeigt die häufigsten Fehlerquellen – und wie Sie sie systematisch vermeiden.
1. Einleitung: Prüfen heißt schützen – aber richtig
Die DGUV Vorschrift 3 verpflichtet Unternehmen, elektrische Betriebsmittel und Anlagen regelmäßig durch befähigte Personen prüfen zu lassen. Ziel ist es, Gefahren durch elektrischen Strom – wie Stromschläge, Kurzschlüsse oder Brände – zu erkennen, bevor sie auftreten.
Doch obwohl viele Prüfungen durchgeführt werden, sind sie nicht immer vollständig, regelkonform oder rechtssicher dokumentiert.
Fehler in diesem Bereich können im Ernstfall zu Haftung, Regressforderungen oder Versicherungsverlust führen.
2. Häufige Mängel an geprüften Geräten
2.1 Beschädigte Leitungen
Quetschungen, Risse, freiliegende Kupferadern
Unzureichende Zugentlastung
2.2 Defekte Stecker oder Kupplungen
Abgebrochene Kontakte, lose Schrauben, unsachgemäße Reparaturen
2.3 Manipulationen am Schutzleiter
Abgeklemmte oder unterbrochene Schutzleiterverbindungen
Verwendung von Schuko-Adaptern ohne PE-Funktion
2.4 Thermische Schäden
Verschmorte Gehäuseteile oder Verfärbungen
Hitzespuren an Steckdosenleisten
2.5 Nicht zugelassene Betriebsmittel
Geräte ohne CE-Kennzeichnung
Importgeräte mit falscher Netzspannung oder Steckerform
Wichtig: Bereits kleinere Mängel können zu gefährlichen Folgen führen. Geräte mit Sicherheitsmängeln dürfen nicht weiterbetrieben werden.
3. Typische Fehler bei der Prüfungsdurchführung
3.1 Unvollständige Prüfungen
Nur Sichtprüfung, keine Messung
Keine Funktionsprüfung
Ungeeignete oder ungeeichte Prüfgeräte
3.2 Falsche oder fehlende Grenzwertbewertung
Keine Differenzierung nach Gerätekategorie
3.3 Prüfungen durch nicht befähigte Personen
Unterweisung reicht nicht aus – nur Elektrofachkräfte dürfen prüfen
Fehlende Kenntnisse über Normen und Vorschriften
3.4 Fehlende Prüfdokumentation
Keine oder lückenhafte Protokolle
Unleserliche Aufzeichnungen
Keine Prüfplaketten oder Kennzeichnung am Gerät
4. Typische organisatorische Mängel
4.1 Keine oder veraltete Gefährdungsbeurteilung
Prüfintervalle nicht dokumentiert oder willkürlich festgelegt
4.2 Unvollständiges Geräteverzeichnis
Neue Geräte nicht aufgenommen
Ausgemusterte Geräte noch im System
4.3 Prüfintervalle werden überschritten
Keine automatische Terminverfolgung
Fehlende Erinnerungssysteme
4.4 Unklare Verantwortlichkeiten
Prüfpflicht wird intern nicht eindeutig delegiert
Kein Überblick über beauftragte externe Prüfdienstleister
5. Konsequenzen fehlerhafter Prüfungen
Fehler bei der Prüfung sind nicht nur technische Mängel – sie können weitreichende rechtliche Folgen haben:
Versicherungsverlust bei Bränden oder Unfällen
Bußgelder bei Kontrollen durch Aufsichtsbehörden oder Berufsgenossenschaften
Strafrechtliche Haftung bei Personenschäden
Imageverlust bei öffentlich bekannt gewordenen Vorfällen
Ein formell geprüftes Gerät ohne gültige Dokumentation gilt im Schadensfall oft als „nicht geprüft“.
6. So vermeiden Sie häufige Fehler – konkrete Empfehlungen
✅ Nur befähigte Personen prüfen lassen
Elektrofachkräfte nach TRBS 1203
Regelmäßige Schulung in Normen und Prüfungspraxis
✅ Normkonforme Prüfungen durchführen
Orientierung an VDE 0701/0702 und VDE 0105-100
Für ortsfeste und ortsveränderliche Betriebsmittel jeweils passende Messverfahren
✅ Prüfgeräte regelmäßig kalibrieren
Nur kalibrierte Messgeräte garantieren normgerechte Werte
✅ Dokumentation vollständig führen
Protokolle digital oder analog aufbewahren (mind. 2 Jahre)
Prüfplaketten mit Prüferkennung und nächstem Termin am Gerät
✅ Geräteverzeichnis pflegen
Neue Geräte sofort einpflegen
Defekte oder ausgemusterte Geräte entfernen
✅ Gefährdungsbeurteilung aktuell halten
Intervallfestlegung regelmäßig überprüfen
Risikobewertung bei Nutzung oder Umfeldänderung anpassen
7. Fazit: Eine gute Prüfung beginnt bei der Organisation
Die DGUV V3 Prüfung ist weit mehr als ein technischer Vorgang – sie ist ein zentrales Element im Sicherheitsmanagement Ihres Unternehmens.
Typische Fehler entstehen nicht nur am Gerät selbst, sondern oft durch unklare Abläufe, fehlende Verantwortung und unvollständige Dokumentation.
Wer Prüfprozesse konsequent organisiert, schützt Mitarbeitende – und das Unternehmen.